Lesermeinungen zur Sprachpolizei
Sächsische Zeitung von heute:
Zu Schallers Satirischem Nachschlag „Schwarzer Humor“, 29./30. September hier fünf von sechs Zuschriften:
Rassismus hat ganz andere Wurzeln
Wo entsteht nur so ein Blödsinn, mit der Umbenennung geläufiger Namen den Rassismus bekämpfen zu wollen? Man kann nur den Kopf schütteln über so viel Unverstand, der gegenwärtig ungebremst in unser angeblich so gebildetes Land einzieht, denn Rassismus hat ganz andere Wurzeln. Trefflich die dazu geschriebenen Bemerkungen von Wolfgang Schaller. Weiter so!
Reiner Bruchholz, Dresden
Es wäre sinnvoller, die vielen Anglizismen zu verbannen
Ich bin ja gespannt, ab wann es keine Wiener, Kamenzer oder Krakauer mehr beim Fleischer gibt, keine Amerikaner beim Bäcker und wann sich auch die Hamburger nicht mehr widerstandslos verzehren lassen. Die gründlichen Deutschen treiben es wieder mal auf die Spitze. Es wäre sinnvoller, die vielen „neudeutschen“ Anglizismen aus unserer Sprache zu verbannen, denn es wird für ältere Menschen immer schwerer, überhaupt noch etwas zu verstehen. Aber dann müsste man sich ja ernsthaft Gedanken machen, wie man etwas in einem verständlichen Deutsch ausdrückt.
Carola Schumann, Sohland
Gibt es in unserem Land nicht viel wichtigere Probleme?
Glauben die, die sich für berufen halten, wirklich, dass man durch „Verfemung“ einzelner Wörter das Problem von Rassismus, Antisemitismus etc. löst? So naiv kann man doch eigentlich gar nicht sein. Merken diese „Sprachpolizisten“ nicht, dass sie damit genau das Gegenteil erreichen? Gibt es in unserem Land nicht viel wichtigere Probleme, oder soll durch das Aufmachen solcher Nebenschauplätze genau davon abgelenkt werden?
Sylvia Obst, Radebeul
Welchem perspektivlosen Kind helfen diese Wortverbote?
Haben wir keine wichtigeren Probleme? Tausende Euro und andere Ressourcen werden dafür verschwendet, statt wirklich etwas Konkretes zu tun! Welchem Sinti-und-Roma-Kind ohne Bildungs- und Lebensperspektive hilft es, wenn wir nun nicht mehr „Zigeunersoße“ oder „Zigeunersteak“ sagen dürfen? Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass diese allgemein
üblichen Begriffe einen rassistischen Hintergrund haben?
Norbert Zenker, Dresden
Sprachliche „Entsorgungsorgien“ ändern keinen Deut
Bravo, Herr Schaller, ich kann Ihnen nur zustimmen. Diese sprachlichen „Entsorgungsorgien“ ändern keinen Deut an der Realität, eher vielleicht mitunter das Gegenteil.
Wolfgang Benthin, Dresden